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Ein Stein in der Museumssammlung?

Kennen Sie diese Momente, in denen Sie das Gefühl haben, dass alle besten Ideen der Welt aufeinanderprallen und sich zu etwas Konkretem und Grossartigem verbinden? Genau das ist uns an einem Morgen im Juni passiert, als Kommunikator Timothée Olivier eine der Hunderten von Schulklassen begrüsst, die uns besuchen kommen.

Juni 2023 

Im Juni sprudeln bei uns die Schulklassen nur so ins Museum. Um ein wenig Abwechslung reinzubringen, mache ich mit dieser Schulklasse heute Morgen eine Einführung und Abstimmung zu meinem Lieblingsprojekt “MyMuseum”. Was genau MyMuseum ist? Kurz gesagt: Besuchende des Museums schlagen Ideen für Objekte vor. Andere Besuchende können für die Objekte stimmen, die sie interessant finden und die ihrer Meinung nach in unsere Sammlungen gehören. Ein partizipatives Projekt. 

Die Klasse aus Neuveville, die zu Besuch im Museum für Kommunikation ist, kann für eines der 30 Objekte abstimmen, die auf der MyMuseum-Plattform vorgestellt werden. Ich erkläre die Regeln: Die Klasse hat heute nur eine Stimme. Alle müssen sich also einigen. Die Diskussion kann beginnen! Wichtig: «Ihr dürft auch ein neues Objekt/eine neue Idee vorschlagen, wenn euch nichts zusagt.»

Natürlich können sich nicht alle Schüler:innen einigen. Sie stellen sich auf und bewegen sich zu den verschiedenen Ideen, die auf dem Boden illustriert sind, diskutieren und hören zu. Interessant: Niemand stellt sich zu den Wanderstöcken – einem Objekt, welches das typisch schweizerische Wandern symbolisiert, bei dem (direkte) Kommunikation eine wichtige Rolle spielt. 

Ich weise auf diese Lücke hin. Hat niemand Interesse am Wandern? Ein Schüler meint dazu: «Ich fände einen Stein mit einer weiss-rot-weissen Markierung, der die Schweizer Wanderwege symbolisiert, ein viel passenderes Objekt für die Sammlung des Museums.» Plötzlich reden alle und beginnen zu diskutieren. In kurzer Zeit stimmt die ganze Klasse für diesen neuen Vorschlag.

Im Vordergrund alpine Gebüschvegetation, dazwischen ein Wanderweg mit Markierung. Im Hintergrund das Hochgebirge. - vergrösserte Ansicht
Ein vertrautes Bild in den Bergen – eine weiss-rot-weisse Markierung zeigt, wo es lang geht.

Die Schüler:innen bemerken meine Überraschung gar nicht – wie entscheidend ist hier das symbolisierende Objekt! Wir fügen die neue Idee auf der MyMuseum-Plattform hinzu. Sie wird mit den anderen eingereichten Ideen konkurrieren, vielleicht schafft sie es sogar unter die TOP3? Über ein Jahr lang ist die Idee online und dann in der Museumsstation MyMuseum zu sehen. Tausende von Menschen stimmen ab und geben ihre Meinung ab.

Juli 2025 

Das Objekt findet nicht nur in der Klasse von Neuveville einstimmige Zustimmung, sondern auch beim Online-Publikum und den Museumsbesuchenden: Die Idee schafft es tatsächlich unter die TOP 3 der besten Ideen von MyMuseum!

Damit hat das Publikum den Verantwortlichen der Sammlungen einen Auftrag erteilt. Dabei ist anzumerken, dass weder das Alpine Museum noch der Verein Berner Wanderwege oder Schweizer Wanderwege einen solchen weiss-rot-weissen markierten Stein in ihren Sammlungen oder Büros besitzen. Es ist auch nicht sinnvoll einen solchen Stein in den Bergen mitzunehmen. Sein Fehlen könnte Wanderer in die Irre führen!

In Zusammenarbeit mit den Berner Wanderwegen wurde daher ein Set mit roter und weisser Farbe organisiert, mit dem dieser Wanderstein als Kommunikationsobjekt hergestellt werden kann. So findet diese Kommunikationshilfe seinen Weg (!) in die permanente Ausstellung des Museums für Kommunikation – und anschliessend in die Sammlung, die Sie auf der Online-Plattform einsehen können. Dank der Hilfe unserer Besuchenden ist ein typisches Stück Schweizer Kommunikationskultur in unserer Sammlung ergänzt.

Im Bild zu sehen ist eine Tragtasche voller Farbflecken. Daneben stehen Farbflaschen (weiss, rot, gelb), Pinsel, ein Bleistift und Formvorlagen (Pfeil, Rhombus). - vergrösserte Ansicht
Dieses Set für die Wanderwegsignaletik ist nun Teil der Sammlung des Museums und wird für die Nachwelt erhalten.
Blick in die Ausstellung des Museums für Kommunikation: Zu sehen ist die Station MyMuseum mit einem interaktiven Element und einer Vitrine. - vergrösserte Ansicht
Für ein Jahr ist der Set nun erst einmal in der permanenten Ausstellung des Museums für Kommunikation zu sehen - und anschliessend im Depot des Museums für Kommunikation aufbewahrt.

Was sollte das Museum für Kommunikation sammeln? Früher entschieden nur die Verantwortlichen der Sammlungen, was gesammelt wurde. Heute stellen wir diese Frage den Besuchenden in der Ausstellung und Interessierten auf unserer Online-Plattform. Im Rahmen des Projekts MyMuseum können sie über Ideen anderer abstimmen und eigene Ideen einbringen. Welche Geschichten und Objekte fehlen im Museum für Kommunikation? Wir sind überzeugt, dass wir nur gemeinsam in Zukunft im Museum zeigen können, wie wir heute leben, was uns beschäftigt und wie wir kommunizieren. 

Autor

Timothée Olivier, Kommunikator, Museum für Kommunikation, Bern

Dank

Das Projekt MyMuseum wurde von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte unterstützt. Herzlichen Dank!

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