Navigieren auf der MfK-Website

Willkommen zur Tonbildschau!

Tonbildschauen sind während eines kurzen Zeitraums ein sehr verbreitetes Medium für Werbeschauen und Schulungsfilme, sie geraten dann aber sehr schnell in Vergessenheit. Eine Tonbildschau kann als moderierte Diashow verstanden werden. Das Museum für Kommunikation kümmert sich ab Januar 2021 um die Erhaltung und Aufarbeitung seiner 192 Tonbildschauen. Damit wird ein umfangreiches und komplexes Projekt gestartet.

Im Rahmen des Fotoerhaltungsprojekt ODIL befasst sich das Museum für Kommunikation auch mit den zahlreichen Tonbildschauen in seiner Sammlung. Schnell zeigt sich – es muss gehandelt werden. Denn der Zahn der Zeit nagt bereits an den Farbdias und auch an den Audioträgern. Die komplexe Rekonstruktion dieses einmal beliebten – nun fast vergessenen – Mediums eilt!

192 Tonbildschauen bedeutet einiges an Material. Eine Tonbildschau besteht aus ein bis zwei Diakarussellen. Manchmal sogar vier. Ein Diakarussell kann 80 Dias beherbergen. Wenn man das dann hochrechnet, kommt man auf eine beindruckende Zahl von insgesamt 16‘500 Kleinbilddias. Dazu kommen noch Projektoren, Audioträger und je nach dem noch die passenden Booklets oder sogar eine Videoreferenz. Jede Menge Material. Bergeweise Tonbildschauen. Das wirkt alles erst mal ziemlich abschreckend! Doch trotz der überwältigenden Menge an Material, nehmen wir die beeindruckende Tonbildschauen-Herausforderung an.

Aus Puzzles werden Videos

Das Ziel des Projekts ist, das analoge Format als digitales Video zu erhalten. Denn das Video ist das naheliegendste Abbild einer Tonbildschau. Alle Elemente der Tonbildschauen werden sortiert, nummeriert und für die Digitalisierung bereit gemacht. Kleinbilddias, Audioträger und die dazugehörigen Referenzen sind relevant, damit es später ein Video geben kann. Schon diese Vorbereitung und Digitalisierung ist eine grosse Aufgabe, denn eine Tonbildschau hat meistens mehrere Sprachversionen.

Blick in eine graue Rako-Kiste mit Drucksachen.
Blick ins Restaurierungsatelier: Neben einem Bücherregal türmen sich zahlreiche gelbe Kartonboxen mit Diakarussellen.
Blick auf einen Arbeitsplatz. Im Hintergrund blaue und rote Ordner in einem Regal, davor ein Laptop mit Desktop-Bildschirm, darauf ist ein Videoschnittprogramm geöffnet. Daneben persönliche Utensilien wie Getränke, Kleider, Zettel.
In einem grauen Regal stehen zahlreiche flache graue Kartonboxen mit Archivmaterial.

Nach den Vorbereitungen und der Digitalisierung der Bild- und Audioträger komme ich im Sommer 2021 als Konservatorin und Restauratorin für die digitale Rekonstruktion der Tonbildschauen ins Museum. Tonbildschauen sind mir kein Begriff. Dias ja, aber dieses Format ist neu. Die Rekonstruktion als Video ist meine Hauptaufgabe. Das klingt erst mal simpel. Ist es aber nicht! Mit einem tiefen Atemzug und dem festen Entschluss, diese Mammutaufgabe anzugehen, beginne ich die Materie zu durchforsten.

Immer wieder ergeben sich Schwierigkeiten, die nicht vorhersehbar sind. Der ganze Prozess erweist sich nicht nur wegen den Mengen, sondern auch wegen technischen Komplikationen als sehr komplex. Immer wieder gibt es Sets, die nicht vollständig sind. Bei einigen Sets ist der Audioträger so gealtert, dass er nicht mehr hörbar ist – an eine Verwendung ist nicht mehr zu denken. In solchen Situationen müssen kreative Lösungen gefunden werden. Learning by Verzweifling ist das Motto, das sich am Ende bewährt hat. Wir können 160 von 192 Tonbildschauen nach den museumsinternen Vorgaben erfolgreich archivieren. Viel Arbeit, aber auch ein erfreuliches Ergebnis!

Ausschnitte aus vier Tonbildschauen der PTT aus den 1970er- und 1980er-Jahren geben einen lebhaften Eindruck dieses historischen Vermittlungsformats.

Ein Blick in die Schatztruhe

Doch wie kann man sich eigentlich eine Tonbildschau in der Sammlung des Museums für Kommunikation vorstellen? Zu sehen sind Werbefilme oder Schulungsfilme über PTT-relevante Themenbereiche der 1970er- und 1980er-Jahre, gezeigt in durchschnittlich 10 bis 20 Minuten Bild und Ton. Es werden unterschiedlichste Themen behandelt: Unfallverhütung, wie funktioniert der Postversand, die Vorteile der ersten Postkonten werden gezeigt, die Funktionsweise von Kontokorrent, die Einführung des Postcheckkonto, wie funktioniert das Telefonnetz. Alles über das Senden und Empfangen – die Möglichkeit Daten zu übertragen, verschiedene Berufsbilder, die Herstellung von Briefmarken und und und …
Nicht nur die damalige Sicht darauf, welches Geschlecht in welchem Arbeitsfeld eingesetzt wird, auch der technische Stand und die Bekleidung der Menschen dieser Zeit wird deutlich und bleibt hängen. Der Inhalt ist aus meiner Sicht in gleichem Masse herausfordernd, wie auch faszinierend. Der Zeitgeist ist ein anderer, das ist aus der heutigen Sicht zum Teil befremdend. Aber auch schöne Bilder und Interessante Inhalte sehe ich. Die Frisuren, die Mode, der Humor dieser Zeit. Die 16‘500 Kleinbilddias sind nicht nur Zahlen, sondern Fenster in eine Vielzahl von Erlebnissen, Emotionen und Erinnerungen. Ein Glück, können wir diese Zeitdokumente erhalten!

Eine Unterführung im Bahnhof Bern mit gelblichem Licht. Oben sind die Tramlinien angeschrieben, links an der Wand eine lange Reihe von Telefonkabinen, die rege benutzt werden.
In verschneiter Landschaft stehen die grossen Parabolspiegel der Station Leuk im Wallis.
Auf einer Bergstrasse biegt ein gelbes Postauto um die Ecke. Im Hintergrund ist der Rhonegletscher zu sehen.
Bildschirmfüllen roter Hintergrund, davor eine Aufzählung in schwarzer Schrift: 1. Telegraf + Telex, 2. Telefon, 3. Radio, 4. Television.
Ein Fächer aus Einzahlungsscheinen - darauf ein rotes Herz aus Papier, von einem Dolch durchstossen.

Autorin

Isabelle Hasler, ehemalige Projektmitarbeiterin, Museum für Kommunikation, Bern

Dank

Die Digitalisierung der Tonbildschauen wurde vom Museumsteam mit freundlicher Unterstützung von Memoriav umgesetzt.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

X