Von Kommunikation und Aliens – Praxistage im Museum für Kommunikation
Wie kommt man mit dem Publikum entspannt ins Gespräch? Regelmässig besuchen interessierte Fachpersonen unser Museum und schauen unseren Mitarbeitenden über die Schultern. Fabian Zemp berichtet in diesem Blogpost wie er das Museum als Kulturprofi und Kurzzeitmitwirkender erlebte.
Im Museum für Kommunikation merkte ich schnell: der Name ist Programm. Kleine Aktivitäten werden in den Museumsalltag eingebaut, Gruppen, die sich selbständig in die Ausstellung begeben, werden auch ohne gebuchten Workshop oder gebuchte Führung persönlich und spielerisch begrüsst und in der in der Ausstellung schwärmen die Kommunikator:innen zwischen den Besuchenden, haben und nehmen sich Zeit und verschmelzen in der Interaktion auf Augenhöhe mit ebendiesen.
Besonders auffällig war für mich die klare Haltung des Teams, dass man kein Wissensmonopol vorlebt, sondern ein Diskurs auf Augenhöhe in den Fokus rückt. Dies zeigte sich beispielsweise an den diskursiven und sichtbaren Anpassungen der Gender-Sprache der Museumstexte oder auch des Formats «Speech Bubble». Dass dieser Diskurs und die Interaktion überhaupt so stattfinden kann, bedingt, dass man dafür als Team auch wirklich Zeit hat – gerade deshalb ist das Konzept der Kommunikator:innen, die in der Ausstellung da sind, um Zeit zu haben, so spannend.
An meinem zweiten Praxistag konnte ich das direkt erleben. Das Museum war sehr gut besucht, und ich durfte bei der Tagesaktivität zum Thema «Smalltalk» mithelfen. Dabei war spannend zu beobachten, wie unterschiedlich Besuchende auf verschiedene Gesprächseinstiege reagierten. In einem solchen sehr gut gefüllten Museum mit über 1000 Besuchenden hat sich auch gezeigt, dass die Kommunikator:innen auch Problemlöser:innen sind – Papierstau, Beamer rebooten und Jetons erklären. Grundsätzlich sind aber auch diese Situationen nichts anderes als Interaktionsmöglichkeiten, die sich nutzen lassen, um mit den Besuchenden in Kontakt zu treten und ihnen ein positives Erlebnis zu bieten.
Am letzten Praxistag durfte ich eine eigene Aktivität durchführen: Bei der Vitrine zur Voyager Golden Record habe ich mit vermeintlichen Goldbarren gearbeitet, die sofort Blicke auf sich zogen. «Was würdest du tun, wenn du so einen hättest?» – oder, die etwas jüngeren Gäste: «Sind die echt?» – und schon war man mittendrin im Gespräch über Geld, USA, Kultur, Aliens. Das Ziel? Gar keines. Es geht ums gemeinsame Sprechen, ums Zuhören, ums Austauschen – eben Kommunikation.
An den drei Praxistagen nahm ich das Museum für Kommunikation als offener, moderner und diskursiver Ort wahr, der nicht nur Museum, sondern auch Ort für Kommunikation wird. Daraus wird die Partizipation der Besuchenden mit dem Team, Inhalt und den Gegenständen der Sammlung zur logischen Folge; so überraschen Formate wie MyMuseum, bei welchen die Besuchenden Inhalte der Sammlung demokratisch bestimmen, nicht – obwohl es an vielen Orten absolut Überraschungswert hätte, im MfK ist es halt einfach gelebter Vermittlungsalltag.
Autor
Fabian Zemp, Projektkoordinator Nachhaltigkeit & Datenschutz bei Lucerne Festival