Ein neues Logo für das Museumsquartier Bern
Eine Dachmarke soll die Zusammenarbeit im grössten Kulturcluster der Schweiz sichtbar machen. Wie bringt man ein so vielseitiges Areal auf den Punkt und übersetzt es in eine verständliche Grafik? Co-Projektleiter Nico Gurtner nimmt uns mit auf den Weg und erzählt von der Entstehung des Brandings für das Museumsquartier Bern.
Es geht um nichts Geringeres als die visuelle Identität für ein neues Quartier. Als wir das Projekt anfangs 2024 starten, haben wir ein grosses kreatives Feld vor uns. Aber auch den Druck, ein überzeugendes Ergebnis zu liefern, eine Identität und ein kraftvolles Erscheinungsbild für das gedeihende Museumsquartier Bern.
Das Museumsquartier startet 2021 mit der Gründung eines Vereins. Elf Kultur- und Bildungsinstitutionen im Berner Kirchenfeld schliessen sich zu einem neuen Stadtraum zusammen. Es sind elf starke Partner:innen – einige davon mit nationalem oder internationalem Renommee. Es sind auch elf unterschiedliche Kulturen und völlig unterschiedliche Trägerschaften. Sie alle vereint die Vision, im Berner Kirchenfeld einen Naherholungsraum entstehen zu lassen, einen Kulturort in und zwischen den Häusern. Vier Jahre nach der Vereinsgründung bietet das Museumsquartier Erlebnis, Begegnung und Erholung für Anwohnende und Tourist:innen. Die gemeinsame Arbeit soll auch über eine Dachmarke sichtbar gemacht werden.
Der Kern der Marke
Ist von Logo, Branding oder Marke die Rede, denken wir meistens erst einmal ans Grafische. Doch zu Beginn geht die Arbeit in eine andere Richtung: Was ist der Kern des Museumsquartiers Bern? Um eine starke Marke zu entwickeln, muss zuallererst geklärt werden, wofür sie steht.
Gemeinsam mit der Berner Branding-Agentur Noord müssen wir also erst einmal verdichten und reduzieren. Zu den Zielen, Visionen und Entwicklungsrichtungen bestehen bereits verschiedene ausführliche Dokumente. Doch in wenigen Worten zusammengefasst hat das bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Was ist das Museumsquartier Bern? Ein Souk, eine Küche, ein Hotspot oder gar eine amorphe Amöbe? Unsere erste Annäherung ans Museumsquartier zeichnet sehr unterschiedliche Bilder. Doch beim genaueren Hinschauen zeigen sich schon wichtige Gemeinsamkeiten: beweglich, kommunikativ, pulsierend, lebendig.
Wir suchen weiter, befassen uns mit psychologischen Motiven (was suchen die Besuchenden im Museumsquartier?) und immer mehr arbeiten wir ein gemeinsames Bild heraus. Es ist geprägt von der Offenheit, Neues zu erfahren und Entspannung in den Zwischenräumen zu finden. Bildhaft stellen wir uns einen grossen Tisch mit vielen interessanten Gästen vor, an dem das Museumsquartier als Gastgeber:in die Fäden zieht: Begrüsst, unterhält, Leute untereinander vernetzt, jemandem eine Bühne gibt und moderierend gestaltet, ohne dabei immer selbst im Zentrum stehen zu müssen.
Es wird sichtbar
Für den Innenblick ist das alles wunderbar, aber hält es auch dem kritischen Blick von aussen stand? Wir diskutieren die Positionierung deshalb mit externen Fachpersonen: einem Kulturexperten, einem Zukunftsforscher, einer Geschäftsführerin eines Kulturclusters in Deutschland und einem Städtevermarkter. Dieser Zwischenschritt bestätigt uns, auf dem richtigen Weg zu sein. In diesen interessanten Gesprächen tauchen immer wieder die Räume zwischen den Häusern als Thema auf, genau wie sie auch am Kulturhackathon des Museumsquartiers mehrfach betont werden – und gleichzeitig kommt Noord ohne Absprache zum Schluss: Die Zwischenräume bieten sich als Ausgangspunkt für die Grafik an. Zufall? Schicksal? Oder einfach ein Fakt: Ein gutes Quartier zeichnet sich durch großartige Inhalte, aber eben auch durch Freiräume und Parks aus!
Aus diesem Ansatz – zwischen der Fülle in den Institutionen und den freien Räumen dazwischen – entwickelt Noord in den nächsten Wochen die grafische Umsetzung der Dachmarke. Aus den Grundrissen der Gebäude mit ihren Zwischenräumen entsteht in mehreren Schritten eine neue Bildsprache. Dass dabei die Architektur die Grundlage ist, muss man nicht zwingend wissen – es ist aber eine schöne Herleitung, die der Dachmarke zusätzliche Tiefe gibt.
Das Ergebnis ist nicht nur ein Logo, sondern eine viel weiter anwendbare Bildsprache, die spielerisch und vielseitig eingesetzt werden kann: Von Raumgestaltungen über Wegweiser bis hin zu dreidimensionalen Objekten lässt sich nun alles daraus ableiten.
Zum Leben erwecken
Es ist ein tolles Gefühl, das Ergebnis vor sich zu haben. Doch eine Aufgabe steht noch an: Nur eine breit eingesetzte Dachmarke entfaltet ihre Wirkung!
Wir informieren deshalb während der Entwicklung regelmässig und laden an zwei Anlässen alle interessierten Mitarbeitenden des Museumsquartiers Bern ein, sich mit uns auf dem Weg zu machen. Die Anwendung wird zusätzlich erleichtert durch gewisse Spielräume, die wir in der Anwendung bewusst gewähren. Die Dachmarke kann so in unterschiedlicher Intensität mitgenommen werden: mal als Störer im Vordergrund, mal dezent Ton-in-Ton eher im Hintergrund.
Die Resonanz ist sehr positiv. Zum Launch Ende Februar 2025 erscheint die Dachmarke grossflächig auf Fassadenbannern, vor den Häusern auf Plakaten und im digitalen Raum auf den Websites. Der Start ist gelungen – die Marke ist ein neues Band, das sichtbar die elf Kultur- und Bildungsinstitutionen verbindet! Ein weiterer Schritt in die gemeinsame Zukunft.
Autor
Nico Gurtner, Leiter Marketing & Kommunikation, Museum für Kommunikation, Bern
sowie Co-Projektleiter Entwicklung Dachmarke Museumsquartier Bern